9. Dezember 2021, 10:00 bis 11:30 Uhr
Online-Veranstaltung
Auch in diesem Jahr bietet das House of Energy als Alternative zum traditionellen House of Energy Kongress eine Reihe von Online-Foren in der zweiten Jahreshälfte an.
Um die Energiewende ganzheitlich zu betrachten, rücken neben wirtschaftlichen und technische Themen in diesem Jahr vor allem Aspekte der Nachhaltigkeit und Verantwortung in den Fokus.
Begrüßung und Einführung | Katrin Schalk, House of Energy
4 Impulsvorträge
Fragerunde mit den Teilnehmern
Verabschiedung | House of Energy
Anmeldungen sind bis zum 8. Dezember möglich.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Sowohl im vierten als auch um fünften Online-Forum der diesjährigen Kongressreihe wurde das Thema Sektorenkopplung behandelt.
Der zweite Teil des Online-Forums „Sektorenkopplung – Die Etablierung eines multimodalen Energiesystems“ fand am 09. Dezember 2021 statt. Katrin Schalk vom House of Energy begrüßte die knapp 40 Teilnehmer:Innen und führte in das Forum ein. Dass das Energiesystem einer Transformation bedarf, stehe außerfrage. Bei der Sektorenkopplung müssten zudem auch unbedingt alle Sektoren betrachtet werden. Diese stellen einen fundamentalen Bestandteil für die Dekarbonisierung dar.
Einbindung von Power-to-Gas Anlagen in die Erdgasverteilnetzebene
Daniel Then ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Fraunhofer IEE (Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik) in Kassel und Abteilungsleiter bei den Stadtwerken Bamberg. In seinem Impulsvortrag sprach er über den konkreten Anwendungsfall einer Netz- und Quartiersplanung mit sektorenübergreifender Problemstellung.
Dort solle ein neues Quartier im Stadtzentrum auf einem alten Kasernengelände entstehen, bei dem der Fokus auf der Einbeziehung erneuerbarer Energien liegt. Bebauungsplan und Versorgungsaufgabe haben hierbei die Stadtwerke selbst übernommen, wobei das Analysieren, Simulieren und Optimieren beim Fraunhofer Institut lag.
Auf dem Gelände gäbe es sowohl Neu-, als auch Bestandsgebäude. Während die Bestandsgebäude am konventionellen Wärmenetz angeschlossen sind, sind die neuen Gebäude mit Wasserwärmepumpen ausgestattet, welche wiederum an einem kaltem Nahwärmenetz angeschlossen seien.
Weiter gäbe es Oberflächennahe Geothermie, Flächenkollektoren, einen Abwasserwärmetauscher und eine Energiezentale mit zwei BHKW. Die nicht denkmalgeschützten Gebäuden seien darüber hinaus mit PV Anlagen ausgestattet.
Die zu beantwortenden Fragen seien:
Neben den generellen Anforderungen für die Power to Gas Anlage, wie Flächenverfügbarkeit, Anschlussmöglichkeiten und Netzverträglichkeit, stellen vor allem die lokalen Anforderungen eine große Herausforderung dar. Hierbei müsse zunächst die Aufnahmefähigkeit des Gasnetzes in Bamberg geprüft und simuliert werden. Je nach Standort sei der Gasfluss und die H2 Verteilung anders. Entsprechend müsse ein optimaler Standort bestimmt werden. Die Maßnahmen und Typologien seien auf die Jahreszeiten anzupassen, um den größtmöglichen Volumenstrom an der Einspeisestelle zu erreichen.
Die technische und wirtschaftliche Bewertung der Stadtwerke Bamberg ist letztendlich so ausgefallen, dass der netzbetriebliche Aufwand für eine Investition zu groß ist. Sie werden die technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen jedoch beobachten und entsprechend reagieren. Das Fraunhofer Institut konnte durch diesen konkreten Anwendungsfall und die Erfassung der Realdaten ihre Analyse- und Optimierungstools weiterentwickeln und wichtige Praxiserfahrungen sammeln.
Multimodale Energietransportnetze
Grundsätzlich ist eine übergreifende Entwicklung der Energieinfrastruktur und damit ein Übertragungsnetzausbau notwendig, um erneuerbare Energien in das Netz zu integrieren.
Herr Jolando M. Kisse, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Energiemanagement und Betrieb elektrischer Netze bei der Universität Kassel, fokussierte sich in seinem Vortag vor allem auf das Wasserstoffnetz und Offshore-Windenergie.
Die multimodale Betrachtung bringe auch die Frage auf, wie man Engpässe in Stromnetzen, die sich durch den Transport von der Nordsee nach Süden ergeben würden, mit freiwerdenden Kapazitäten im Erdgasnetz in Einklang bringen könnte.
Dafür gäbe es verschiedene Lösungsansätze
Diese Möglichkeiten sollten nicht isoliert betrachtet werden. Man müsse das Gesamtsystem berücksichtigen und das Stromnetz mit dem Wasserstoffnetz koppeln. Diese Kopplung erfordere eine Simulation, um beispielsweise Netzausfälle und Engpässe zu erfassen und zu vermeiden.
Bei den Betrachtungen würde man davon ausgehen, dass sich auf Transportnetzebene ein reines Wasserstoffnetz, ohne Beimischungen ergeben würde. Bei diesem Netz könnte man, durch die Umnutzung von ehemaligen Erdgasleitungen, ¾ gegenüber dem Neubau der Netze sparen. Es sei aber von einer hohen Belastung im Stromnetz auszugehen, welche man über Netzverstärkung und ¬ ausbau absichern müsste.
Abschließend stellt Herr Kisse das Leitprojekt „TransHyDE“ vor. Dieses behandle die Wasserstofftransportinfrastruktur. Ziel ist es, kosteneffiziente und robuste Transformationspfade für die Energienetze abzuleiten.
Stoffliche Verwertung von Abfällen durch thermo-chemische Konversion
Dr. Jochen Ströhle berichtet in seinem Impulsvortrag über Forschungsansätze, die an der Technischen Universität Darmstadt untersucht werden.
Zunächst stellt er den „Pfad“ des chemischen Recyclings dar: Aus chemischen Grundstoffen werden Kunststoffe hergestellt. Es entstehen Abfälle, die im Anschluss zu CO2 und H2O verbrannt werden. Durch die Müllverbrennungsanlage kann damit Strom und Wärme produziert werden. Zusätzlich könnte man das CO2 abscheiden und durch Synthese wiederum chemische Grundstoffe herstellen. Um den Kohlenstoffkreislauf durch die Synthese zu schließen, würde man allerdings größere Mengen an Wasserstoff bzw. Strom benötigen. Man würde mehr Strom benötigen, als vorher produziert würde, da der Kreislauf verlustbelastet ist.
Eine Alternative hierzu wäre es, den Müll nicht zu verbrennen, sondern zu vergasen. Die Produkte der thermo-chemischen Konversion würden sich dann um Kohlenmonoxid (CO) und Wasserstoff (H2) erweitern. Mit einer Gasaufbereitung würde man die anderen Produkte (H2O und CO2) abspalten und so durch die Synthese aus CO und H2 wiederum die chemischen Grundstoffe herstellen.
Anschließend stellt Herr Dr. Ströhle verschiedene Möglichkeiten zur CO2-Abscheidung und Vergasungssysteme vor, welche auch schon mit Pilotanlagen an der TU Darmstadt getestet wurden. Weiter würden auch neue Technologien entwickelt werden. Der nächste Schritt sei es, das ganze industriell zu demonstrieren.
Prozess-Wärmespeicher zur Dekarbonisierung der Industrie
Kraftblock entwickelt und produziert multifunktionale Hochtemperatur-Energiespeicher für bis zu 1.300°C. Ihre Arbeit umfasst nicht nur das Speichersystem an sich, sondern auch die Belade- und Entladeeinheit. Darüber hinaus ist das System universell einsetzbar und kann sowohl über Strom als auch über Abwärme mittels Luft beziehungsweise heißen Rauchgasen geladen, gespeichert, und entladen werden.
Nachdem Herr Christian Kissling (Director Sales & Business Development bei Kraftblock) den allgemeinen Aufbau demonstriert hat, stellt er verschiedene Anwendungsfälle dar.
Eine mobile Ausführung sei auch schon in Betrieb genommen worden und wird derzeit zur Konzeptvervielfältigung optimiert. Dies ermöglicht eine zeit- und ortsweise Entkopplung der Wärmeproduktion und deren Verwendung.
Wichtig sei, dass die Einbindung des CO2-sparenden Speicherkonzeptes den industriellen Hauptprozess nicht beeinflussen darf.
Im Anschluss der vier Impulse war es den Teilnehmer möglich, Fragen an die Referenten zu stellen und Anregungen beziehungsweise Ausführungen zu diskutieren. Diese Gelegenheit wurde rege genutzt.
Wenn Sie als Leser auch Fragen oder eine Rückmeldung zu den Online – Foren haben, kontaktieren Sie uns gerne. Wir freuen uns immer darauf, unser Netzwerk zu vergrößern.
Hier alle Termine im Überblick:
13. Juli 2021
Auftaktveranstaltung | Keynote Speech und Podiumsdiskussion "Die Energiewelt WERTVOLL gestalten"
16. September 2021
Online-Forum 1:
Wasserstoff – Eine wichtige Säule der künftigen Energieversorgung
28. September 2021
Online-Forum 2:
Wertstoffkreisläufe – (Seltene) Materialien und Recycling
28. Oktober 2021
Online-Forum3:
Green Finance - Die Rolle der Finanzwirtschaft
24. November 2021
Online-Forum 4:
Sektorenkopplung – Die Etablierung eines multimodalen Energiesystems Teil 1
9. Dezember 2021
Online-Forum 5:
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