13. Juli 2021, 10:00 bis 11:45 Uhr
Online-Veranstaltung
Auch in diesem Jahr bietet das House of Energy als Alternative zum traditionellen House of Energy Kongress eine Reihe von Online-Foren in der zweiten Jahreshälfte an.
Um die Energiewende ganzheitlich zu betrachten, rücken neben wirtschaftlichen und technische Themen in diesem Jahr vor allem Aspekte der Nachhaltigkeit und Verantwortung in den Fokus.
Hier alle Termine im Überblick:
13. Juli 2021 | Auftaktveranstaltung | Keynote Speech und Podiumsdiskussion "Die Energiewelt WERTVOLL gestalten" |
| Online-Forum 1: |
10:00-11:30 Uhr
| Wertstoffkreisläufe – (Seltene) Materialien und Recycling
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10:00-11:30 Uhr
| Sektorenkopplung – Die Etablierung eines multimodalen Energiesystems Teil 1 |
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Die virtuelle Podiumsdiskussion ist in diesem Jahr die Auftaktveranstaltung des digitalen House of Energy Kongresses zum Thema „Die Energiewelt WERTVOLL gestalten“.
Die Energiewende ganzheitlich zu betrachten ist entscheidend für ihr Gelingen. Auch Werte gehören dazu: Sie geben Orientierung und sind maßgeblich für unser Verhalten. Dieses gilt es im Sinne der Energiewelt von morgen auf mehreren Ebenen weiterzuentwickeln.
Prof. Dr. Hein – Theologe, Ethiker und ehemaliger evangelischer Bischof – gibt mit seiner Keynote Speech „Nachhaltigkeit – Der ethische Aspekt der Energiewende“ die Grundlage für die Diskussionsrunde mit
Durch das Programm führt Prof. Dr. Peter Birkner (House of Energy).
Die Eröffnungsrede hält StS Jens Deutschendorf.
Die Diskussion wird moderiert von Elias J. Spreiter (Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen).
Wir freuen uns auf einen anschließenden Austausch mit allen Teilnehmern.
Anmeldungen sind bis zum 12. Juli möglich.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Auftaktveranstaltung:
Keynote und Podiumsdiskussion
„Die Energiewelt WERTVOLL gestalten“
Der Geschäftsführer des House of Energy, Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner, eröffnete die virtuelle Auftaktveranstaltung und begrüßte die rund 60 Teilnehmer*innen. Im Zuge einer kurzen Einführung betonte er, dass die Energiewende ganzheitlich zu betrachten sei. Nur so könne sie gelingen.
Neben Technologie seien daher auch Industrie, Gewerbe, Mobilität und Wohnen sowie Rechtsrahmen, Finanzen und Aspekte wie Akzeptanz, Partizipation und Sicherheit zu berücksichtigen.
Die drei Säulen der Nachhaltigkeit bildeten diese Ganzheitlichkeit ab, allerdings sei auch die Wertediskussion eine wichtige Grundlage der Energiewende. Werte gäben Orientierung und seien maßgeblich für unser Verhalten.
Ein Vorhaben wie die Energiewende sei aufgrund der Tragweite und der Wechselwirkungen mit einer hohen Verantwortung gekoppelt. Ein grundlegender Umbau des Energiesystems innerhalb eines längeren Zeitraums könne nur auf Grundlage eines gesellschaftlichen Konsenses und eines Wertesystems erfolgreich durch geführt werden. Daher sei das Thema der diesjährigen Auftaktveranstaltung von zentraler Bedeutung.
Die Eröffnungsansprache hielt Herr Staatssekretär Jens Deutschendorf aus dem Hessischen Wirtschaftsministerium. Herr Deutschendorf ist Vorsitzender des geschäftsführenden Vorstands des House of Energy. Er begrüßte via Videoaufzeichnung die Teilnehmenden und legte seine Gedanken zu Energiewende und Nachhaltigkeit dar. Herr Deutschendorf führte aus:
„Es gibt viele gute Gründe für die Energiewende: die Reduzierung der Importabhängigkeit, die höhere Sicherheit von dezentraler Energieinfrastruktur, zunehmende Ressourcenknappheit und ganz besonders natürlich der Klimaschutz. Das muss uns motivieren, heute so zu leben und zu wirtschaften, dass wir es morgen auch noch können.“
Herr Prof. Dr. Martin Hein – Wissenschaftler in den Fachbereichen Theologie und Ethik sowie ehe maliger evangelischer Bischof von Kurhessen Waldeck – gab mit seiner Keynote Speech „Nachhaltigkeit – Der ethische Aspekt der Energiewende“ die Grundlage für die folgende Diskussionsrunde. In seinem Vortrag legte er den Fokus auf ethische Überlegungen im Kontext der Energiewende. Zunächst ging Prof. Hein auf die Motivation der Energiewende ein.
Sie sei nicht vom Klima wandel motiviert, die primären Gründe seien vielmehr die begrenzte Verfügbarkeit fossiler Energiequellen und die Gefahrenpotenziale der Kernenergie. Der Energiewende liege ein Krisenbewusstsein zu Grunde, welches auf drei einschneidenden Ereignissen aus der Vergangenheit beruht:
→ Harrisburg (1979)
→ Tschernobyl (1986)
→ Fukushima (2011).
Die größte Herausforderung sieht Prof. Hein darin, die Energiewende zu vollziehen, während der globale Energiebedarf stetig steige. Geschätzt würde die Zunahme des Energiebedarfs bis 2040 um ein Viertel bis ein Drittel, obwohl das Kernprinzip der Energiewende in der Nutzung regenerativer
Energiequellen in Kombination mit einer Bedarfsreduktion liege.
Mit Blick auf die Begrenzung des Klimawandels sei die Energiewende nicht das Ziel, sondern das Mittel zur Reduzierung des CO 2 Austoßes. Als Meilensteine auf dem Weg zu einem globalem Klimaschutz nannte er:
1. Die RioErklärung über Umwelt und Entwicklung (1992)
2. Das KyotoProtokoll (1997)
3. Das Pariser Abkommen (2015)
Anschließend beleuchtete Prof. Hein das Thema Nachhaltigkeit und erläuterte seine Herkunft und aktuelle Bedeutung. Bereits 1713 tauchte der Begriff von Hans Carl Carlowitz im Zusammenhang mit Forstwirtschaft – im Wesentlichen ökonomisch motiviert – erstmals auf. Inzwischen werde
Nachhaltigkeit oftmals als Imagefaktor von Institutionen, Organisationen und Unternehmen verwendet. In der Agenda 2030 aus dem Jahr 2015 von der UN seien in den 17 Zielen nur zwei, die sich auf Energie beziehen: das Ziel 7 „Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern“ und das Ziel 13 „Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen“.
Abschließend betrachtete Prof. Dr. Hein die ethischen Gesichtspunkte der Energiewende. Ethik sei die Metaebene des moralischen Handelns, bei der es nicht umVorgaben, Verbote oder Gehorsam gehe. Sie befähige zu verantwortungsvollem und verallgemeinerungsfähigem Wirken. Als ethische Leitvorstellungen unter der Prämisse der Nachhaltigkeit nannte er:
→ Schöpfungsverantwortung
Die Welt verdankt sich nicht sich selbst, umfasst nicht nur uns Menschen und ist nicht unser alleiniges Eigentum. Es geht um die Verantwortung für alle Lebewesen.
→ Generationenverantwortung
Sich zurücknehmen zu Gunsten derer, die nach uns kommen. Sie sind schon geboren. Bei politischen Entscheidungen sollten sie daher beteiligt werden. Es geht um ihre Zukunft.
→ Soziale Verantwortung
Gerechter Zugang und gerechte Verteilung ausreichender Energieversorgung für alle.
→ Globale Verantwortung
Die soziale Verantwortung wird globalisiert. Wird man dieser Verantwortung nicht gerecht, drohen
kriegerische Auseinandersetzungen.
Für die praktische Umsetzung dieser Leitvorstellungen gibt es aus Sicht von Prof. Dr. Hein zwei Möglichkeiten:
→ Das Freiwilligkeitsprinzip
Es gilt Einsicht zu schaffen, indem möglichst viele Menschen überzeugt werden und ihnen Anreize geboten werden.
→ Den ordnungspolitischen Rahmen anpassen
Sanktionen auf nationaler und internationaler Ebene könnten geschaffen werden.
Beide Möglichkeiten seien ethisch legitim und auch die Kombination von beiden sei möglich. Das Ziel solle eine Haltungsänderung sein, denn „Die Zeit drängt!“ Die Energiewende müsse jetzt gezielt und fokussiert vorangetrieben werden. Andernfalls könne auch die normative Kraft des Faktischen wirken und ein evidenzbasiertes Handeln erforderlich werden. Vermutlich seien Kollateralschäden dann allerdings nicht mehr vermeidbar.
Die anschließende Diskussion wurde moderiert von Elias J. Spreiter (Ministerium für Wirtschaft,
Energie, Verkehr und Wohnen), der vor den Statements der Diskutanten kurz auf die jeweilige Vita der Personen einging. Es sprachen:
→ Frau Dr. Bettina Hoffmann (MdB, Bündnis 90 / Die Grünen)
→ Herr Reiner Block (TÜV Süd)
→ Herr Jonas Kilian (FLAVIA IT Management GmbH)
Frau Dr. Bettina Hoffmann, Mitglied des Bundestages in der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen betonte in ihrem Statement, dass die Politik vor zwei Aufgaben stehe: Wie sichern wir Freiheit? Und wie schaffen wir Gerechtigkeit hier und anderswo?
Nur wenn wir uns darum kümmerten, mehr Gerechtigkeit auf der ganzen Welt zu erzielen, könne viel Leiden unter Umweltverschmutzung verhindert werden. Die Klimakrise sei auch eine Frage der Gerechtigkeit. Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen seien sowohl bei uns in Deutschland als auch auf der Welt unterschiedlich stark von den Folgen der Klimakrise betroffen.
„Klimagerechtigkeit benennt die große gemeinsame Verantwortung, die wir für den Klimaschutz haben – und die besondere Verantwortung der Verursacher:innen, entstandene Schäden wiedergutzumachen und neue Schäden zu verhindern.“
Laut Frau Dr. Hoffmann solle man auch dorthin schauen, wo Menschen leben, die besonders unter der Klimakrise leiden. Das seien auch ärmere Menschen bei uns, die beispielsweise in Hitzesommern in aufgeheizten Wohnungen leben oder sich vor Abgasen oder Lärm nicht schützen können.
Aber auch die kommenden Generationen werde die Klimakrise treffen. Die Kinder und jungen Menschen von heute sollten in ihrer künftigen Freiheit nicht einge schränkt werden. „Klimaschutz ist für den Erhalt der Freiheit unverzichtbar“, heißt es im aktuellen Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes. Daher sollten im Sinne der Klimagerechtigkeit die Pflichten und Bürden gerecht verteilt werden. Zudem drohe bei ungebremster Klimakrise, dass sich das Ausmaß des Artensterbens noch mehr vergrößert.
Frau Dr. Hoffmann sieht die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung als große Chance, denn wir brauchen echte Nachhaltigkeitskriterien.
Auch wenn die Ziele gut seien, seien erhebliche Anstrengungen für mehr Nachhaltigkeit nötig. Wir hätten keine Zeit mehr und sollten sofort handeln. Nur Ziele zu definieren, reiche nicht aus, jetzt in die Umsetzung zu kommen, sei entscheidend. Als persönlichen Wunsch für die anstehenden Koalitionsverhandlungen nannte Frau Dr. Hoffmann abschließend, dass Nachhaltigkeit vor die Klammer gezogen werden sollte.
Reiner Block vom TÜV SÜD erläuterte, dass der TÜV SÜD für sehr viele Unternehmen
unterschiedlichster Sektoren weltweit tätig ist (50 Prozent Auslandsanteil). Daher hat er in seinem Statement einen globalen Blickauf die Energiewende geworfen. Er ist auf die Fokusthemen der Energiewende aus Sicht des TÜV eingegangen, die sind:
→ Nachhaltige Energie
→ Grüne Mobilität
→ Infrastruktur
→ Recycling von Produkten
Herr Block stellte eine Studie zum Endenergieverbrauch in Deutschland von der AG-Energiebilanzen vor, die weltweit ihre Entsprechung habe: Positiv sei zwar festzuhalten, dass der Strom in Deutschland circa zur Hälfte aus erneuerbaren Energien erzeugt werde. Da aber drei Viertel des Energieverbrauchs für Gebäude, Mobilität und Industrie immer noch auf fossilen Quellen beruhe, könne mit einer reinen Elektrifizierungsstrategie eine Klimaneutralität in Europa bis 2050 nicht erreicht werden.
Vielmehr würden ebenso CO2Abscheidung und Verwendung (CCUS) zur Dekarbonisierung der Industrie eine zentrale Rolle spielen wie auch Wasserstoff, mit dem regenerative Energie in großer Menge gespeichert und aus sonnen oder windreichen Regionen der Welt in die Industrie Staaten gebracht werden kann.
Die Diskussion der Energiewende zum Thema CO2 sei verkürzt, denn bei einer wirklich nachhaltigen Betrachtung müssen z. B. bei Windkraft Aspekte des Natur und Tierschutzes ebenso einbezogen werden wie der immense Rohstoffverbrauch bei Batterie und Elektrolösungen.
Jonas Kilian, Geschäftsführer der Flavia IT, ging in seinem Impuls Statement zum Thema Nachhaltigkeit aus Sicht der Informationstechnik auf „Green IT“ und „Green Information Systems“ ein und erwähnte von Flavia umgesetzte GreenIS Projekte unter der Fragestellung, wie Expertise und Er fahrung derart eingesetzt werden können, dass nachhaltiges Wirtschaften durch IT bestmöglich gefördert werde. Aus Unternehmer Sicht wiederum sei bei der kontinuierlichen Transformation allerdings auch auf eine Diversifikation von Kunden und Branchen Rücksicht zu nehmen, hier bekomme der Begriff „Nachhaltigkeit“ im Sinne von „nachhaltige Geldströme“ noch mal eine ganz andere Bedeutung, die den mittlerweile inflationären Gebrauch zeige.
Er stellte die folgenden Fragen in den Raum:
→ Betrachten wir alle das Thema Nachhaltigkeit nicht zu sehr durch unsere Blase? Falls ja, wie lösen wir uns davon?
→ Wie grenzen wir uns vom hochgradig persönlichen Aspekt ab, den das Thema bisweilen annimmt?
→ Wird die Welt eine bessere, wenn sich jeder von seinen Emotionen und Intuitionen stärker leiten lässt?
→ Oder sind wir mit einer nüchternen, wissenschaftlichen Betrachtungsweise besser bedient?
→ Bekommen Autokratien eine gesellschaftliche Transformation besser hin?
→ Hat uns die Pandemie nicht vor Augen geführt, dass in der Demokratie immer die Meinungsverschiedenheit, nicht der Konsens herrscht?
→ Liegt die Kunst vielleicht darin, Widersprüche nicht nur auszuhalten, sondern die Gegensätze förmlich zu suchen?
Er warb sodann für eine systemische Betrachtung philosophischer Fragestellungen durch die Brille von Kybernetik und Heuristik unter Hinzunahme endlicher Spannungsfelder, an denen dann zu Grunde liegende Einflüsse neutral und möglichst objektiv betrachtet und schließlich simuliert werden. Als Spannungsfelder oder Denkräume seien denkbar:
→ Erkenntnistiefe (Abstraktes Wissen vs. persönliches Erleben) im Bezug zu Handlungsmotiven (Verzichtbereitschaft vs. Persönlicher Vorteil);
→ Zusammenleben (Individualismus vs. Kollektivismus) im Bezug zu Entscheidungswegen (Weltordnung vs. Föderalismus);
→ Transformationsgeschwindigkeit im Bezug zu technischen Handlungsoptionen;
→ Energieveredelung im Bezug zu Ressourcenverbrauch;
→ Staatsfürsorge im Bezug zu Moralvorstellungen etc.
Die Notwendigkeit, weltweit und unmittelbar zu handeln, könne man in der Pandemiebekämpfung erleben und diese Erkenntnisse den theoretischen Überlegungen in exakt diesen Spannungsfeldern gegenüberstellen, um im direkten Vergleich neue Erkenntnisse zu erlangen. Zum Beispiel setze man in der Nachhaltigkeitsgestaltung noch sehr stark auf Individualismus, wo mehr Kollektivismus zwangsläufig erscheint, während es in der Pandemiebekämpfung genau gegenteilig sei: Man hoffe, in Zukunft wieder mehr Individualismus zulassen zu können.
Anschließend begann der Moderator, Elias Spreiter vom Referat Energie des hessischen Wirtschaftsministeriums, die Diskussion mit den Referenten. Er warf die Frage auf, ob wir ein Kommunikationsproblem beim Thema Nachhaltigkeit hätten und wir die falschen Sachen attraktiv fänden.
Herr Block, TÜV SÜD, äußerte daraufhin, dass er bei der Nachhaltigkeitsdebatte oft ein Perspektivenproblem sehe. Wir dürften nicht nur an die gut situierte deutsche Wirtschaftsnation denken, sondern einbeziehen, dass z. B. Schwellenländer ihre Mobilität nicht ohne Weiteres auf Elektroantriebe umstellen können.
Frau Dr. Hoffmann ergänzte, dass die Verzichtsdebatte ein altbekanntes Thema bei den Grünen sei. Ein Tempolimit werde zum Beispiel gleichgestellt mit Verzicht auf Freiheit oder als Spaßbremse beim Autofahren gesehen. In diese Falle dürfe man jedoch nicht tappen, denn unsere Ressourcen seien begrenzt. Mit Bodenschätzen oder Wasser müssten wir gut haushalten, da es das sei, was wir noch haben. Ein Astronaut habe einmal gesagt, wenn man von außen auf die Welt schaut, sähe man erst, wie klein und begrenzt sie sei. Es gehe also vor allem um unsere Lebensqualität und um unsere Gesundheit, was beispielsweise weniger Lärm und weniger Schadstoff in der Luft nach sich zieht. Ein Vorteil der Pandemie sei, dass wir gelernt haben, was wichtig ist und was uns zusammenhält. Prof. Dr. Hein entgegnete, es ginge darum, wie man Verzicht sexy machen könne. Dies ginge nur durch positive Kommunikation.
Hier würde viel Fantasie benötigt, um mit Hilfe von attraktiven Beispielen zu überzeugen. Lust zu schaffen, sei wichtig, um mit „Weniger“ die Möglichkeiten zu erweitern.
Herr Kilian vertrat die Ansicht, dass der Glaube an Verzicht naiv sei, auch wenn er die Hoffnung darauf begrüße und es gut heiße, dass es Menschen gäbe, die dies vormachen. Stattdessen schlage er vor, extrinsisch zu motivieren und durch Regeln oder clevere Anreize Verzicht zu erreichen. Verzicht dürfe sich nicht als Verzicht anfühlen, sondern besser als Handel mit Partnern, so dass sich Verzicht als Gewinn anfühle. Der Handel wäre somit eine Winwin Situation und intrinsisch motiviert.
Frau Dr. Hoffmann äußerte, dass Klimaschutz sich nicht nur die Reichen leisten dürften. Alle sollten die Möglichkeit haben mitzugestalten. Es müsse einfach sein mitzumachen und es gelte, Alternativen zu schaffen. Das könne beispielsweise eine Bahnstrecke sein, auf der man nachts durch Europa fahren kann.
Wie gelingt es, mehr Rückgrat und mehr Ethik zu den Menschen zu bringen, die Politik machen? Laut Herrn Kilian hälfen keine Appelle an Unternehmen. Stattdessen sollten Leitplanken gesetzt werden, die nicht nur aufgestellt werden, sondern auch kontrollierbar sind. Auch Herr Block hielt es für wichtig, sich andere Leitparameter zu überlegen, zum Beispiel Ressourcen teurer zu machen oder anderweitig zu beschränken. Standards müssten im regulatorischen Rahmen umgesetzt werden, wie beispielsweise über das Lieferkettengesetz, das dem Schutz der Umwelt und den Menschen und Kinderrechten dient. Prof. Dr. Hein ergänzte, dass wir nicht zu pessimistisch sein sollten.
Überprüfbare Standards zu schreiben, könne gelingen. Die Zeit sei reif dafür und es gebe viel Bereitschaft, dies umzusetzen.
Menschen dürften jedoch nicht überfordert werden und das gemeinsame Ziel solle stets im Auge behalten werden.
„Es gibt viel zu tun“, sagte Herr Spreiter abschließend und beendete die Diskussion mit einer Frage nach der Methodik: Wo sehen Sie den größten Hebel?
Herrn Block sieht den weltweit größten Hebel im CO 2 ZertfikateHandel und hegt die Hoffnung, dass sich mit dem neuen USPräsidenten Biden etwas ändert. Auch, dass China sich bis 2060 zur CO2Neutralität verpflichtet hat, bewertet er positiv. Auf die Frage, was jeder Einzelne tun kann, antwortete Herr Block, dass z. B. PV Module mit in tegriertem Wechselrichter als PluginLösung bereits erhältlich sind, um eigenen Strom im Haushalt zu nutzen.
Hoffmann sieht einen großen Hebel in einer echten Kreislaufwirtschaft, die sich auf alle Belange auswirkt. Die Kreislaufwirtschaft würde Arbeitsplätze schaffen, die Umwelt schonen und alle gesünder machen, da dann weniger Schadstoffe in der Luft seien.
Gerade gebe es dahingehend eine große Bewegung in Deutschland und der EU.
Herr Prof. Dr. Birkner resümierte am Ende der Veranstaltung, dass es eine Reihe an sehr wichtigen Impulsen gab, über die man nun weiter nachdenken müsse. Er fügte hinzu, dass es jetzt gelte, Gesellschaft, Ordnungsrahmen und Technologieoptionen konsensual zusammenzuführen.
Die Gesellschaft müsse die zur Anwendung kommenden Technologieoptionen akzeptieren und der Ordnungsrahmen müsse die Einführung der neuen Technologien flankieren. Dazu sei ein intensiver Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik erforderlich. Auch das House of Energie könne hierzu einen Beitrag leisten.
Ergänzend zur Diskussion machte er fünf Anmerkungen:
→ Verzicht als Lösungselement zur Bedarfsreduktion ist mit Blick auf die Akzeptanz fragwürdig.
→ Der Qualitätsaspekt – weniger ist mehr – kann hier zwar unterstützend wirken, aber vor allem sind die Chancen des Technologieeinsatzes zur Effizienzsteigerung zu nutzen. E Mobilität und Digitalisierung sind geeignete Beispiele.
→ Partizipation ermöglicht das Erfahren des Neuen. Dies unterstütz die Schaffung von Akzeptanz.
→ Nachhaltigkeit ist zu objektivieren.
Hierzu ist auf die Taxonomie der EU und die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu verweisen. Weiterepragmatische Normen und Standards sind zu schaffen und umzusetzen.
→ Energiewende wird ohne Etablierung einer Kreislaufwirtschaft nicht möglich sein, da der Bedarf an Rohstoffen sehr hoch ist. Auch dies ist ein Aspekt der Ethik.
Nach Auffassung von Prof. Birkner sollte sich das House of Energy öfter an Themen heranwagen, die erst auf den zweiten Blick sehr wichtig für die Energiewende sind. Dies würde den Blickwinkel erweitern.
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