26. Oktober 2022, 13:00 bis 20:00 Uhr
Haus Metzler, Alt Bonames 6, 60437 Frankfurt am Main
Persönlicher Austausch – Perspektiven eröffnen – Chancen ergreifen
Im Ringen um Klimaschutz, Energiesicherheit und Energiegerechtigkeit werden die rechtlichen Rahmenbedingungen neu ausgerichtet und zielen auf eine dezentrale Energiewende. Dabei spielen Erneuerbare Energien, Sektorenkopplung (Strom-Wärme-Mobilität), Wasserstoff und Energieeinsparung eine zentrale Rolle. Die Umsetzung dieser Energieprojekte geschieht zu großen Teilen lokal vor Ort durch Unternehmen, Bürger und Kommunen.
Dies schafft vielfältige neue Geschäftsoptionen, über deren Chancen, Herausforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten wir uns persönlich austauschen wollen.
Die Dialogveranstaltung richtet sich an Fach- und Führungskräfte sowie Experten unterschiedlicher Branchen und Fachdisziplinen, die die aktuellen Potenziale für die Umsetzung der Energiewende miteinander diskutieren möchten. Dabei haben Sie die Gelegenheit, in den persönlichen Erfahrungsaustausch mit 20-30 weiteren Akteuren zu treten, die zukunftsweisende Geschäftsmodelle im unternehmerischen Kontext erproben oder wissenschaftlich untersuchen.
Zunächst bieten externe Experten dem House of Energy-Netzwerk Impulse aus der energiewirtschaftlichen, finanzwirtschaftlichen und rechtswissenschaftlichen Praxis. Im zweiten Teil werden die von der Teilnehmerschaft aufgeworfenen Themen und Fragestellungen in drei Workshopgruppen diskutiert. Die Präsenzveranstaltung bietet die Möglichkeit zum persönlichen Netzwerken bei einem abschließenden lockeren Get-together mit Speis & Trank à la bonne heure.
Anmeldeschluss: 14. Oktober 2022
Die maximale Teilnehmerzahl kann aufgrund von Coronabeschränkungen im Herbst geringer ausfallen. Daher werden die Anmeldungen gemäß Eingangsdatum berücksichtig werden.
12.30 Uhr | Einlass und Willkommens-Kaffee
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13.00 Uhr | Begrüßung und Einführung | Prof. Dr. Peter Birkner, House of Energy e.V. Grußwort | Gastgeber Oliver Kopp, Metzler Asset Management GmbH und Dr. Philipp Finter, Sustainable Investment Office, Metzler Asset Management GmbH |
13.20 Uhr | TEIL 1: VORTRÄGE MIT DISKUSSIONEN | Moderation Dirk Filzek, House of Energy e.V. |
| Zukunftsweisende Ansätze für die dezentrale Strom-, Wärme- und Mobilitätswende |
| Diskussion |
| Chancen und Herausforderungen bei der Finanzierung vor Ort | Elena Engel, Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen, Markt und Vertrieb |
| Diskussion |
| Rechtsrahmen für die dezentrale Energieversorgung | Daniela Fietze, Stiftung Umweltenergierecht, Leiterin im Forschungsgebiet „Recht der erneuerbaren Energien und Energiewirtschaft“ (angefragt) |
| Diskussion |
Kaffeepause / Netzwerken | |
15.45 Uhr | TEIL 2: WORKSHOPS ZU MITGEBRACHTEN THEMEN UND FRAGESTELLUNGEN | Moderation Dirk Filzek, House of Energy e.V. |
| Einführung & Themenauswahl |
| Drei parallele Workshops |
| Präsentation und Diskussion der Workshopergebnisse |
| Conclusio | Prof. Dr. Peter Birkner, House of Energy e.V. |
18.00 Uhr | TEIL 3: NETZWERKEN BEI SPEIS & TRANK |
20.00 Uhr | Ende der Veranstaltung |
Marcel Keiffenheim | Green Planet Energy eG
Marcel Keiffenheim ist Bereichsleiter Politik und Kommunikation bei Green Planet Planet Energy eG. Der studierte Politologe und Völkerrechtler war 20 Jahre lang als Journalist tätig, u.a. als Redakteur der Frankfurter Rundschau und des Greenpeace Magazins, bevor er Ende 2007 Pressesprecher bei Green Planet Energy eG (bis 2021 als Greenpeace Energy eG) wurde.
Das Unternehmen steht satzungsgemäß für eine Energieversorgung aus umweltfreundlichen Quellen. Die Unternehmenstätigkeit umfasst den Handel mit Energie, die Erzeugung von Energie inkl. Kraftwerksbau und -betrieb sowie das Angebot mitverbundener oder versorgungsnaher Dienstleistungen. Es bestehen langjährige Erfahrungen mit innovativen Geschäftsmodellen wie einem Windgas-Endkundenprodukt.
Elena Engel | Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen (SGVHT)
Elena Engel ist Referentin Firmenkundengeschäft im Bereich Markt und Vertrieb. Die diplomierte Sparkassenbetriebswirtin mit MBA in Management of Financial Institutions begleitet die konzeptionelle Ausrichtung der Sparkassen bei der Thematik der Transformationsleistung des deutschen Mittelstands.
Der SGVHT ist der Dachverband der 49 Sparkassen in Hessen und Thüringen und ihrer kommunalen Träger. Er übernimmt übergeordnete Aufgaben und zentrale Funktionen für die Sparkassen. Der Verband ist Träger von Verbundunternehmen wie der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) mit der Landesbausparkasse Hessen-Thüringen (LBS) und der SV SparkassenVersicherung Holding AG und verwaltet Beteiligungen an bundesweit tätigen Verbundunternehmen für die Sparkassen.
Dr. Daniela Fietze | Stiftung Umweltenergierecht
Daniela Fietze ist Projektleiterin im Daniela Fietze ist Projektleiterin im Forschungsgebiet „Recht der erneuerbaren Energien und Energiewirtschaft“ bei der Stiftung Umweltenergierecht. Sie forscht schwerpunktmäßig zu der Frage, inwiefern neue Akteure und Geschäftsmodelle bestehende energierechtliche Grundbegriffe und energiewirtschaftliche Rollen herausfordern. Ihre Dissertation verfasste sie zum Thema „Experimentierklauseln für die Energiewende – Lehren aus der SINTEG-Verordnung“.
Die Stiftung Umweltenergierecht ist eine außeruniversitäre, unabhängige Forschungseinrichtung und Zukunftswerkstatt zum Rechtsrahmen der Energiewende. Ihre Leitfrage lautet: „Wie muss sich der Rechtsrahmen ändern, damit wir die Klimaziele erreichen können?“
Katharina Klug | Stiftung Umweltenergierecht
Katharina Klug ist wissenschaftliche Referentin im Forschungsgebiet „Recht der erneuerbaren Energien und Energiewirtschaft“ bei der Stiftung Umweltenergierecht. Sie forscht zum Recht der erneuerbaren Energien sowie zum Energiewirtschaftsrecht. Ihre Interessenschwerpunkte sind der Rechtsrahmen für die Marktintegration erneuerbarer Energien, insbesondere durch Ausschreibungen, sowie Rechtsfragen des Strommarktdesigns.
Die Stiftung Umweltenergierecht versteht sich als unabhängige Forschungseinrichtung und Zukunftswerkstatt zum Rechtsrahmen der Energiewende. Die Leitfrage lautet: „Wie muss sich der Rechtsrahmen ändern, damit wir die Klimaziele erreichen können?“
Beim House of Energy-Dialog 2022 tauschten sich Vertreter der Energiewelt, der Finanzwelt und der Rechtswissenschaft transdisziplinär über Perspektiven für neue Geschäftsoptionen der dezentralen Energiewende aus.
Zunächst wurden aktuelle externe Impulse geboten, die in der Runde der ca. 30 anwesenden Experten aus dem House of Energy-Netzwerk diskutiert wurden. Im zweiten Teil wurden die in diesem Kreis aufgeworfenen Themen und Fragestellungen in vier Workshopgruppen diskutiert. Für das persönliche Netzwerken bot das Haus Metzler in Bonames ein wunderbares Ambiente.
Einführung
Im Ringen um Klimaschutz, Energiesicherheit und Energiegerechtigkeit werden die rechtlichen Rahmenbedingungen neu ausgerichtet und zielen auf eine dezentrale Energiewende. Dabei spielen Erneuerbare Energien, Sektorenkopplung (Strom-Wärme-Mobilität), Wasserstoff und Energieeinsparung eine zentrale Rolle. Die Umsetzung dieser Energieprojekte geschieht zu großen Teilen lokal vor Ort durch Unternehmen, Bürger und Kommunen. Dies schafft vielfältige neue Geschäftsoptionen, über deren Chancen, Herausforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten ein persönlicher Austausch stattfand.
Prof. Dr. Peter Birkner, Geschäftsführer des House of Energy, betonte, dass für die Energiewende drei Säulen notwendig seien, um Klimaneutralität in Deutschland zu erreichen:
Für den Gastgeber Bankhaus Metzler begrüßten Dr. Philipp Finter, Sustainable Investment Office und Oliver Kopp, Direktor Institutionelle Kundenbetreuung. Das Thema Nachhaltigkeit spiele bereits seit über 20 Jahren eine wichtige Rolle bei Metzler Asset Management. In den vergangenen Jahren nehme die Bedeutung bei der Vermögensverwaltung zu. Nachhaltigkeitskriterien im Portfolio wirkten wertsteigernd. Bei der Portfoliokonstruktion sei zu vermeiden, sich nicht beabsichtige Risiken ins Portfolio zu holen. Im CO2-intensiven Bereich könnten Kapitalkosten zukünftig sehr hoch werden. Die betroffenen Industrien (z.B. Zement) würden jedoch weiterhin benötigt und müssten finanziert werden, nicht zuletzt zum Aufbau der Infrastruktur für die Energiewende.
Energy Sharing als regionales Vermarktungskonzept
Marcel Keiffenheim vom genossenschaftlich organisierten Energieversorger Green Planet Energy eG referierte zum Thema Zukunftsweisende Ansätze für die dezentrale Strom-, Wärme- und Mobilitätswende. Dabei fokussierte er auf das Thema Energy Sharing als regionales Vermarktungskonzept. Dies zeichne sich durch eine gemeinschaftliche Erzeugung und Nutzung von Strom im Verteilnetz aus. Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften finanzierten und betrieben gemeinschaftlich regionale Erzeugungsanlagen. Die Mitglieder, i.d.R. Bürger*innen, bezögen so vergünstigten regionalen Strom. Vorteile dieses Konzepts bestünden darin, dass
Energy Sharing biete ein attraktives Geschäftsmodell für Stadtwerke in der Rolle des ermöglichenden Dienstleisters. Die praktische Umsetzung sei allerdings mit Hindernissen verbunden. Noch gebe es in Deutschland keinen förderlichen Rahmen für Energy Sharing. Auch eine eindeutige rechtliche Definition für Energy Sharing fehle bislang. Hintergrundinformationen und ein Umsetzungsvorschlag fänden sich in der aktuellen Studie „Energy Sharing: Eine Potenzialanalyse“ des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung, die im Internet frei verfügbar ist.
Chancen und Herausforderungen bei der Finanzierung von erneuerbaren Energien
Elena Engel vom Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen (SGVHT) begleitet die Sparkassen strategisch bei der Transformation des deutschen Mittelstands. Eine Herausforderung bei der Finanzierung von Erneuerbare Energien-Projekten bestehe darin, dass die Kreditkunden neben Breitenbedarfen auch individuelle branchenabhängige Tiefenbedarfe aufweisen, die es zu bedienen gelte. Nicht jede kleine Sparkasse habe die notwendigen Kapazitäten für eigene Finanzierungen, daher werde hier die „Manpower“ der Sparkassen-Finanzgruppe genutzt. Wichtige Partner im Verbund der Sparkassen seien z.B. die Deutsche Anlagen-Leasing (DAL), die Finanzierungen für Erneuerbare Energien-Anlagen strukturiere und Power Purchase Agreements (PPA) ermögliche, sowie die Landesbank Hessen-Thüringen und auch die deutsche Förderbank KfW für Energieeffizienz-Förderkredite.
Ein weiteres großes Thema sei die EU-Taxanomie, die zum Ziel habe, Finanzströme in nachhaltigere Aktivitäten umzuleiten und die ab 2026 auch für kleine und mittlere kapitalmarktorientierte KMU gelten werde. Denkbar ist, dass die Taxanomievorgaben für Finanzinstitute und Nicht-Finanzinstitute bei staatlichen Förderungen über eine Förderfähigkeit mitentscheiden werden. Darüber hinaus gebe es neue europäische Standards zur Kreditvergabe und -überwachung. Dies beinhalte das Management physischer und transitorischer Risiken im Zusammenhang mit „Nachhaltigkeit“ im Sinne von ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).
Rechtlicher Rahmen für innovative Konzepte dezentraler Energieversorgung
am Beispiel von Mieterstrom und Quartiersversorgung
Katharina Klug referierte für die Stiftung Umweltenergierecht, die sich als unabhängige Forschungseinrichtung und Zukunftswerkstatt zum Rechtsrahmen der Energiewende versteht. Frau Klug ging auf die Frage ein, welche Umsetzungsmöglichkeiten der aktuelle Rechtsrahmen für innovative Konzepte der dezentralen Energieversorgung bietet – verstanden als Fälle von Erzeugung und Verbrauch vor Ort. Dabei beleuchtete sie beispielhaft die Themen Mieterstrom und Quartiersversorgung mit Wärme und Strom. Beides könne den Ausbau der Photovoltaik beschleunigen.
Beim Mieterstrom nach EEG führe der aktuelle rechtliche Rahmen zu einer Begrenzung der Stromnutzung auf einzelne Gebäude. Frau Klug benannte diverse Herausforderungen für die Umsetzung von Mieterstromprojekten. Auch bei der Ausweitung der Stromnutzung auf Quartiere bestünden hohe rechtliche Hürden (Leistungsgrenze, Ausschluss reiner Gewerbeimmobilien, Beschränkung des Letztverbraucherkreises, keine Netznutzung).
Bei der Wärmeversorgung im Quartier ginge es um die gemeinsame Erfüllung ordnungsrechtlicher Pflichten im Gebäudebereich nach Gebäudeenergiegesetz (GEG). Für Projekte zur Quartiersversorgung bestehe grundsätzlich das Problem, dass der Quartiersbegriff nicht klar definiert sei. Noch lebten wir in einer energierechtlichen Welt aus der Zeit der Großkraftwerke, die die Möglichkeiten der dezentralen Energieversorgung noch nicht adäquat abbilde. Letztlich seien die Akteure derzeit mit Hürden auf mehreren Ebenen konfrontiert: Die finanziellen Anreize seien zu gering, der bürokratische Aufwand zu hoch und hinzu kämen Lieferengpässe und Fachkräftemangel.
[Anm. der Red.: Gerne weisen wir Sie auf die Praxis-Schulungen zur Umsetzung von Mieterstrom-Projekten sowie die Mieterstromkampagne der Hessischen LandesEnergieAgentur hin].
Workshops
Am Nachmittag fand ein Fachaustausch zu Themen und Fragestellungen statt, die die Teilnehmerschaft aktiv aufgeworfen hatte. Dazu wurden vier Kleingruppen gebildet:
Fazit
Zukünftige dekarbonisierte Energiesysteme werden sich strukturell von herkömmlichen Energiesystemen unterscheiden. Wir werden es mit multimodalen Systemen zu tun haben, die Elektrizitätsversorgung, Wärmeversorgung, Gasversorgung und Mobilität zusammenführen und übergreifend zu planen und zu finanzieren sind. Kennzeichnend für dezentrale Projekte werden die Sektorenkopplung und die Einbindung in vernetzte Systeme sein. Die Einzelkomponenten werden Flexibilität bereitstellen und Leistungsschwankungen ausgleichen müssen. Doch das Ziel beschreibt noch nicht den Weg dorthin. Der Rechtsrahmen bildet diese Entwicklung aktuell noch nicht ausreichend ab. Es braucht eine Regulierung, die Klarheit und Planungssicherheit schafft und zugleich eine einfache und unkomplizierte Umsetzung für die Akteure garantiert. Der Klimaschutz erfordert eine hohe Umsetzungsgeschwindigkeit und niedrige Hürden.
Diese Transformations- und Umstrukturierungsprozesse entsprechen einer Operation am offenen Herzen. Dies geht mit Unbestimmtheiten auf vielen Ebenen einher, was die Akteure verunsichert. Beispielsweise können sich bei größeren Infrastrukturprojekten die Voraussetzungen für die Amortisation im Verlaufe des Abschreibungszeitraums verändern.
Eine mögliche Strategie, um mit dieser Situation umzugehen und eine größtmögliche Investitionssicherheit zu erreichen besteht in einem dreistufigen Vorgehen, das auf einem Verständnis der Anforderungen des künftigen Energiesystems beruht:
Unterstützend wird ein transdisziplinärer Austausch zwischen den klassischen Fachrichtungen bzw. Branchen notwendig sein. Im Zuge dessen bietet es sich an, Unternehmen der Finanzwelt systematisch mit solchen aus der neuen Energiewelt zu vernetzen, um die Grundlagen für neue strukturierte Finanzprodukte in einem sich verändernden regulatorischen Rahmen zu schaffen. Für bestimmte Kundengruppen sind Risiken aufzufangen und es stellt sich die Frage an die Finanzinstitute, wie sie mit dem daraus für sie selbst entstehenden Risiko pragmatisch umgehen können. Aus Kundensicht wird entscheidend sein, dass Finanzierungspartner mehr einbringen, als nur Kapital und soweit möglich Projekte aktiv mit dem gebündelten Know-how ihrer Konsortien über den gesamten Lebenszyklus der Projekte begleiten.
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