27. Oktober 2020, 10:00 bis 11:00 Uhr
Online-Veranstaltung
Leider wurde aufgrund der aktuellen Lage der House of Energy Kongress am 30. September in Frankfurt abgesagt, wir planen jedoch ihn im März 2021 im Rahmen der ISH in Frankurt durchzuführen.
Dennoch möchte das House of Energy seiner Rolle als transdisziplinäres Netzwerk des Energiesektors auch in diesem Jahr nachkommen und bietet einen Teil des geplanten Programms in vier Online-Foren an. Die Teilnahme ist kostenlos.
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Mobilität der Zukunft nachhaltig und ganzheitlich zu gestalten. Eine moderne, saubere, barrierefreie und bezahlbare Mobilität in den Städten und auf dem Land soll durch übergreifende und multimodale Vernetzung im Verkehrssektor ermöglicht werden. Hierzu sind auch neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Eine Schlüsselposition nimmt die Digitalisierung der Verkehrssysteme und -mittel ein. Die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen, zwischen den Fahrzeugen und den Signalanlagen, aber auch zwischen den Menschen und den Fahrzeugen sind wesentliche Kernbestandteile. Big Data und KI spielen eine große Rolle. In diesem Zusammenhang sind auch Park- und Ladekonzepte der Zukunft gefragt. Nicht zu Letzt ist der Bedarf an den einzelnen Verkehrsmitteln zu hinterfragen und es sind die Auswirkungen der „Sharing Economy“ zu beleuchten.
Programm
10:00 Uhr | Begrüßung | Dirk Filzek, House of Energy
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10:05 Uhr | Einleitende Worte und Moderation | Prof. Dr. Petra K. Schäfer, Frankfurt University of Applied Sciences
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10:15 Uhr | Automatisiertes und vernetztes Fahren – Genehmigungsanforderungen und Sicherheitsnachweise | Heiko Ehrich, TÜV Nord
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10:25 Uhr | Mobilitäts-Hubs – ein lohnendes Geschäftsfeld für Energieversorger? | Georg Schmitt, Grid&Co
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10:35 Uhr | Diskussionsrunde mit den Teilnehmern | Moderation Prof. Dr. Petra K. Schäfer, Frankfurt University of Applied Sciences
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10:50 Uhr | Zusammenfassung und Verabschiedung | Dirk Filzek, House of Energy
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Prof. Dr. Petra Schäfer moderierte das dritte Online-Forum „Vernetzte Konzepte für die Mobilität“, an dem rund 40 Zuhörer Ende Oktober teilnahmen. Sie ist Direktorin am Research Lab for Urban Transport (Relut) der Frankfurt University of Applied Sciences, welches sich mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Mobilität beschäftigt. Die Entwicklung von wirtschaftlichen und ökologischen Lösungen für neue Mobilität steht dabei im Mittelpunkt. Außerdem treibt das Team von Prof. Dr. Schäfer insgesamt die Frage um: Wie können wir die Akzeptanz der Verkehrswende erhöhen, und welche Maßnahmen sind hier wirklich hilfreich?
In ihrer Einleitung legte Frau Prof. Dr. Schäfer dar, dass die Bundesregierung sich zum Ziel gesetzt hat, die Mobilität der Zukunft nachhaltig und ganzheitlich zu gestalten. Eine moderne, saubere, barrierefreie und bezahlbare Mobilität in den Städten und auf dem Land soll durch übergreifende und multimodale Vernetzung im Verkehrssektor ermöglicht werden (Nutzung verschiedener Verkehrsmittel für einen Weg). Hierzu sind auch neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Eine Schlüsselposition nimmt die Digitalisierung der Verkehrssysteme und -mittel ein. Die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander, zwischen Fahrzeugen und Signalanlagen, aber auch zwischen den Menschen und den Fahrzeugen sind wesentliche Kernbestandteile. Big Data und KI spielen eine große Rolle. In diesem Zusammenhang sind auch Park- und Ladekonzepte der Zukunft gefragt. Nicht zuletzt ist der Bedarf an den einzelnen Verkehrsmitteln zu hinterfragen und es sind die Auswirkungen der „Sharing Economy“ zu beleuchten.
Als Impulsgeber konnte das House of Energy zwei Referenten aus der Wirtschaft gewinnen, die das Thema Mobilität aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet haben.
Heiko Ehrich vom TÜV Nord hat von den Herausforderungen des teil/hoch-automatisierten und vernetzten Fahrens berichtet. Herr Ehrich ist beim TÜV Nord Mobilität Fachgebietsleiter Automotive Electronics. Sein Team im Institut für Fahrzeugtechnik und Mobilität steht für Sicherheit, Verlässlichkeit und Verfügbarkeit von elektronischen Systemen als entscheidende Erfolgsfaktoren der modernen Mobilität. Herr Ehrich ging in seinem Vortrag vor allem auf Genehmigungsanforderungen und Sicherheitsnachweise ein und erläuterte, was wir tun müssen, damit die Fahrzeuge, die autonom fahren, auf die Straße dürfen. Natürlich müssen rechtliche Vorgaben eingehalten werden, um Sicherheit zu gewährleisten und Umwelt- und Datenschutzaspekte zu erfüllen. Um automatisierte Systeme einzuführen, wurde seitens der EU die rechtliche Grundlage bereits gelegt. Zur nationalen Umsetzung entsteht in Deutschland aktuell ein Gesetz zum autonomen Fahren. Damit wird es ermöglicht, automatisierte Serienfahrzeuge in den Verkehr zu bringen. In ca. zwei bis drei Jahren werden voraussichtlich erste Hersteller Fahrzeuge mit ersten Automatisierungsfunktionen der Stufe 3 in den Markt bringen.
Ein automatisiertes Fahrzeug ist sehr komplex. Zur Typgenehmigung müssen daher umfassende Nachweise über die sichere Funktion erbracht werden. Im Rahmen des Typgenehmigungsprozess und der periodischen Hauptuntersuchung prüfen benannte Prüfstellen wie der TÜV, ob die Fahrzeuge die bestehenden Anforderungen erfüllen. Hierzu müssen neue Vorschriften generiert werden, die Anforderungen und Prüfverfahren für automatisierte Fahrfunktionen und deren Sicherheitsaspekte definieren. Eine verlässliche Umgebungserkennung, Strategien zur Fahrzeugsteuerung und Beherrschbarkeit von Fehlfunktionen sind wichtige Kernfaktoren. Darüber hinaus ist die Abstraktion von Gelerntem auf unvorhersehbare Situationen und Szenarien eine große Herausforderung.
Wie stellen wir sicher, dass ein Fahrzeug korrekt die Umgebung erfasst und korrekte Entscheidungen trifft? Dafür gibt es verschiedene Task Forces auf UN/EU Ebene.
Zentrale Herausforderungen sind:
Funktionsanforderungen für automatisierte und autonome Fahrzeuge (FRAV) sind zentrales Thema bei der Entwicklung von Vorschriften. Im Fokus stehen allgemeine Sicherheits- und Leistungsanforderungen für automatisierte/autonome Fahrzeuge.
Außerdem ging Herr Ehrich genauer auf die Validierungsmethode für automatisiertes Fahren (VMAD) ein. Sie bewertet und validiert die Sicherheit von automatisierten Fahrzeugen. „Alles, was vernetzt ist wird gehackt“, hat ein Security-Pabst einmal gesagt. Es ist also zukünftig damit zu rechnen, dass Angriffe auftreten. Cybersecurity ist in diesem Zusammenhang also ein großes Thema.
Zum nächsten Vortrag überleitend erläuterte Frau Prof. Dr. Schäfer: „In den Städten und auf dem Land soll eine übergreifende und multimodale Vernetzung im Verkehrssektor ermöglicht werden. Hierzu sind neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Mobilitäts-Hubs, die eine unkomplizierte Nutzung von Fahrzeugen, idealerweise Elektrofahrzeuge, Fahrräder, E-Bikes und mehr, möglich machen, bieten eine hilfreiche Unterstützung für den Alltag.“ Der nächste Referent Georg Schmitt ist Geschäftsführer der Grid&Co. GmbH in Berlin, deren Kerngeschäft die Bereitstellung einer Betreiberplattform für E-Mobilität ist. Darüber hinaus unterstützt er aktiv Kunden in der Mobilitäts- und Energiewirtschaft, in der Entwicklung von Geschäftsmodellen und dem Aufbau von Betreiberorganisationen. Herr Schmitt untermauerte die These, dass Mobilität und Energie zusammenwachsen werden und beschrieb, wie dies von Energieversorgern realisiert werden kann. In seinem Vortrag stellte er dar, warum Mobilitäts-Hubs ein lohnendes Geschäftsfeld für Energieversorger sein können. Grid & Co. unterstützt seine Kunden in der Realisierung von eigenen Lösungen.
Die Mobilitätswende, hin zu temporär genutzten Mobilitätsservices wie beispielsweise Carsharing, Bikessharing oder auch Mitfahrservices werden hierbei als integraler Bestandteil der Energiewende verstanden. Ein Mobilitätshub entsteht durch das Zusammenwirken der Energiewirtschaft beispielsweise in Form von Photovoltaik Anlagen, kombiniert mit Stromspeicher und öffentlichen Ladepunkten, ergänzt um „neue Mobilitäts-Services“ wie Carsharing, Bikesharing oder auch multimodale Verkehrskonzepte wie integrierten Angebote über Zubringer- und klassischen ÖPNV Angeboten.
Um der Vielfallt dieser unterschiedlichen Leistungen sowohl für die Nutzer als auch für die Betreiber beherrschbar zu machen, wurde Nutzung und Abrechnung auf einen Kernprozess reduziert, der mit den Prozessschritten (1) Information, (2) Buchung, (3) Nutzung und (4) Abrechnung sowohl auf Energie-Service wie beispielsweise das Laden eines Elektrofahrzeuges als auch für Mobilitätsservices in seiner Struktur identisch angewandt wird.
Im Fokus stehen dabei die Nutzer, für die alles so einfach wie möglich zu gestalten ist.
Die konsequente Umsetzung dieser Strategie ermöglicht es, alle Services eines Mobilitätshubs über eine Plattform abzubilden und die jeweiligen Nutzungs- und Abrechnungsprozesse aus einer Hand – beispielsweise über eine Stadtwerke App anzubieten.
Für Vertreter der Energiewirtschaft ist hierbei ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt, dass mit diesen Angeboten der enge regulatorische Rahmen der Energiewirtschaft verlassen wird und neue Geschäftsmodelle privatrechtlich organisiert werden können. Damit eröffnet sich bei konsequenter Umsetzung des Plattformgedanken für Stadtwerke die Möglichkeit ihr eigenes regionales Profil konsequent durch Aufbau von zusätzlichen Angeboten zu erweitern.
Mit der Übernahme von Mobilitätsservices erschließen sich für den Betreiber relativ große Budgets, die sich letztendlich aus den Mobilitätsausgaben privater und gewerblicher Haushalte zusammensetzen. Ein finanziell interessantes Einstiegsthema dürfte hierbei der durch Einführung eines Elektrofahrzeuges verdoppelte Jahresstromverbrauch bezogen auf ein Einfamilienhaus darstellen.
Abschließend stellte Frau Prof. Dr. Schäfer die Frage: „Wie gut sind die Kommunen aufgestellt, um Mobilitäts-Hubs umzusetzen?“ Antwort: Eine zentrale Rolle kommt dem EVU vor Ort zu. Dieser kann ein Mobilitäts-Hub aufbauen und weiterentwickeln. Die Energieversorger sollten dabei im Auftrag der Kommune agieren und sein eigenes regionales Profil weiterentwickeln.
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