13. Oktober 2020, 10:00 bis 11:00 Uhr
Online-Veranstaltung
Leider wurde aufgrund der aktuellen Lage der House of Energy Kongress am 30. September in Frankfurt abgesagt, wir planen jedoch ihn im März 2021 im Rahmen der ISH in Frankurt durchzuführen.
Dennoch möchte das House of Energy seiner Rolle als transdisziplinäres Netzwerk des Energiesektors auch in diesem Jahr nachkommen und bietet einen Teil des geplanten Programms in vier Online-Foren an. Die Teilnahme ist kostenlos.
Der Gedanke der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes hat die Quartiersentwicklung in den beiden letzten Jahrzehnten geprägt. Zur Identifizierung von Suffizienz- und Effizienzpotentialen sowie zur Etablierung interagierender Strukturen ist eine Entwicklung hin zu einer stärkeren Datennutzung zu beobachten. Konzepte wie Internet of Things (IoT), intelligente Infrastruktur („Smart Grids“), Big Data oder künstliche Intelligenz (KI) gewinnen an Bedeutung. So werden Quartiere zunehmend als „Smart Districts“ verstanden, in denen alle Technologien sektorenübergreifend miteinander vernetzt werden. Auf diese Weise kann eine energieeffiziente und möglichst CO2- neutrale Infrastruktur angestrebt sowie digitale Dienstleistungen für Bürger und Unternehmen angeboten werden. Mit diesen können neue Services angeboten und so neue Erlöspotentiale erschlossen werden. Wichtige Faktoren im Smarten Quartier sind „Sharing Economy“ und Wertschöpfung aus Daten.
Programm
10:00 Uhr | Begrüßung | Prof. Dr. Peter Birkner, House of Energy
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10:05 Uhr | Einleitende Worte sowie Moderation | Dr. Monika Meyer, IWU
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10:15 Uhr
| SmartrOS – Betriebssystem für zukünftige Gebäude und Quartiere | Dr. David Nestle, Smartrplace
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10:25 Uhr | Submetering als neues Geschäftsfeld – Mehrwertangebote für das Smart Meter Gateway | Christopher von Gumppenberg, KUGU Home
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10:35 Uhr | Diskussion mit den Teilnehmern
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10:50 Uhr | Zusammenfassung und Verabschiedung | Prof. Dr. Peter Birkner, House of Energy
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Am 13. Oktober fand das zweite Online-Forum des House of Energy zum Thema „Die Rolle von Daten im Quartier der Zukunft“ statt. Dazu hatte House of Energy eine Moderatorin und zwei Vortragende eingeladen, rund 40 Gäste nahmen daran teil.
Nach einer kurzen Begrüßung leitete Prof. Dr. Peter Birkner, Honorarprofessor an der Bergischen Universität Wuppertal und Geschäftsführer House of Energy e.V. Kassel, mit zwei Aussagen in das Thema ein: 1. Eine Erfolgreiche Energiewende basiert auf Datenerfassung, -verarbeitung und -nutzung. 2. Sie schließt Gebäude und Quartiere als Schlüsselelement für dezentrale Lösungen mit ein.
Der erste Aspekt ermöglicht die Erschließung von Suffizienz- und Effizienzpotentialen sowie die Stabilisierung von kleinteiligen, volatilen Energieerzeugungsstrukturen. Letztere, und das ist der zweite Aspekt, sind in Form von Energiezellen zu strukturieren. Dies schlägt die Brücke zu Quartierslösungen und damit zum Thema der Veranstaltung.
Dr. Monika Meyer vom Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) übernahm die vertiefte Einführung in das Thema sowie Moderation. „Neben der Pandemie ist Klimaschutz das große Thema. Zurzeit erleben wir aufgrund der Klimaveränderung die zweitkleinste Eisbedeckung des Nordpols, die Zeit drängt.“, setzte sie das Thema in einen größeren Zusammenhang. Circa ein Drittel der CO2-Emissionen entstehen im Gebäudebereich. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Optionen sind die Verringerung des Wärmebedarfs durch intelligente Heizungen oder Dämmung (Suffizienz) sowie die Minimierung des Endenergiebedarfs (Effizienz). Betrachtete man früher eher Einzelgebäude, so stehen heute größere Wohnkomplexe und Quartiere im Mittelpunkt des Interesses. Dabei gewinnt die Digitalisierung an Bedeutung. Sie ermöglicht ein schnelleres und genaueres Monitoring der Verbräuche und Bedarfe. Die stärkere Verknüpfung von Prozessen und Dienstleistungen, das heißt die sektorenübergreifende Vernetzung aller Technologien, bietet den unterschiedlichen Akteuren neue Services und neue Erlöspotentiale. Auf diese Weise kann eine energieeffiziente und möglichst CO2-neutrale Infrastruktur angestrebt werden.
Wichtig für die Umsetzung sind möglichst einfache Installationen und Bedienungen, die Anwendung in Neu- und Bestandsbauten sowie die Erweiterbarkeit und Übertragbarkeit der Systeme. Die nachfolgenden Beispiele zeigen zwei innovative Lösungsansätze.
Der erste Vortrag von Dr. David Nestle, Geschäftsführer smartrplace in Kassel, behandelte die Digitalisierung der Gebäudeenergieversorgung („Enabling smart buildings“). Er erläuterte den Unterschied zwischen „smart home“ und „smart district“. Ersteres betrachtet Einzelgebäude oder Wohnungen, ist viel kostengünstiger und ist bereits in Form schnell zu installierender Lösungen auf dem Mark. „smart district“ hingegen betrachtet ganze Wohnkomplexe beziehungsweise Quartiere. Warum kann man die vorhandenen Lösungen von „smart home“ nicht einfach in größeren Gebäuden, gewerblichen Umfeld oder bei Quartierslösungen anwenden? Die Antwort liegt in der größeren Komplexität: Es gilt mehr Akteure zu berücksichtigen. Dazu zählen Mieter, Hausmeister, Gebäudereinigung, Facility Manager, etc. Es bestehen im Vergleich zum Einzelgebäude deutlich höhere Anforderungen in den Bereichen Wartung und Reporting.
Die bereits vorhandenen Lösungen sind Insellösungen und aufwendig gestaltet. Ziel ist es, smarte Komplett-Lösungen (Gebäudeautomation) anzubieten, die wirtschaftlich darstellbar sind und viele Nutzer erreichen. Beispiele für solche Apps bei smartrplace sind:
Bedienerfreundlichkeit ist wichtig. Nutzer sind durch intuitive Nutzeroberflächen und einfache Verwaltung einzubinden. „smart home“-Anwendungen sind an ein zentrales Betriebssystem angebunden. Dieses Prinzip nutzt smartrplace ebenfalls. Den Kunden werden entsprechende Apps angeboten. Das System ist offen, es können auch Lösungen anderer Anbieter integriert werden. Die Kosten des Systems amortisieren sich für den Kunden durch das hohe Einsparungspotential in weniger als einem Monat. Sein Fazit: „Das Gebäude der Zukunft wird digital sein: Nur durch Einbindung von Nutzern und Abbildung der spezifischen Umgebungsbedingungen lassen sich Klimaziele und Steigerung des Gebäudenutzens erreichen.“
Anschließend stellte Christopher von Gumppenberg, Geschäftsführer KUGU Home in Berlin, seine Softwarelösung vor, die sich auf die Themen „Submetering“* und digitales Gebäudemanagement konzentriert. Er sagt: „Die Wohnungs- und Energiewirtschaft wachsen immer weiter zusammen, Themen wie „Submetering“ und „Wärmecontracting“ spielen dabei zentrale Rollen. Wir unterstützen unsere Kunden mit innovativen Softwarelösungen und maßgeschneiderten Supportleistungen, damit die Implementierung des neuen Geschäftsfeld reibungslos funktioniert.“ Die Basis dieser Lösung bildet damit der Smart Meter der Kunden.
Aktuell stellen zeitaufwendige Aufgabestellungen, wie die Heiz- und Betriebskostenabrechnung, die Ineffizienz von immer noch vorhandenen manuellen Prozessen in der Datenverarbeitung sowie Schwierigkeiten in der Abstimmung der einzelnen Sparten die größten Probleme für die Immobilienwirtschaft dar. In Konsequenz ist die Servicequalität der bestehenden Messdienstleister steigerungsfähig. Stadtwerke die als lokaler Anbieter Dienstleistungen aus einer Hand (wie Messtechnik, Sensorik, Warnsysteme, Installation, Wartungsarbeiten oder Verbrauchsdatenmanagement) anbieten können helfen den Immobilienunternehmen, effizienter und kostengünstiger zu werden. Das Herzstück der Plattform stellt das KUGU Web-Portal dar, dort werden die Daten gebündelt, aufbereitet, abgerechnet und über Schnittstellen zum Beispiel in Planungssystemen (Enterprise Ressource Planning ERP) übertragen. Der KUGU-Datensammler erhebt herstellerunabhängig die Daten nur von Heizkostenverteiler, Wasser- und Wärmezähler, sondern auch von allen anderen verfügbaren Quellen. Gleichzeitig erhalten die involvierten Personen, wie Bewohner oder Dienstleister, die Daten per App in Echtzeit übermittelt. Das bedeutet geringen Aufwand, da Fehler zum Beispiel schneller erkannt werden. Die Plattform ist modular aufgebaut und somit flexibel und individuell. Die gesamte Wertschöpfungskette der Heiz- und Wasserkostenabrechnung kann abgebildet werden.
Das Energieeinsparpotential des Energiemonitoring, welches auf der Plattform mit abgebildet ist, wird mit 10 Prozent angegeben und ist ohne Modernisierung der Heizungsanlage möglich.
Zum Abschluss zog Prof. Birkner folgendes Resümee: Daten schaffen Transparenz. Sie eröffnen somit zielgerichtete Handlungsoptionen und schaffen die Grundlage für Automatisierung. Damit hilft Digitalisierung nicht nur den Energiebedarf in Summe zu reduzieren, sie tut es auch auf eine für den Menschen angenehme Art und Weise. Und trägt so zur Akzeptanz der Maßnahme bei. Die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Energiewende. Sanierung muss wirtschaftlich sein und es müssen weitere Anreize geschaffen werden. Es bedarf des passenden gesetzlichen Rahmens aber auch der Steigerung von Nutzerzufriedenheit und Komfortsteigerung. Sanierung muss nicht immer mit baulichen Maßnahmen oder Heizungsmodernisierung verbunden sein. Vor allem bei (zeitlich) wenig genutzten Gebäuden, wie Messehallen, kann eine intelligente Temperaturregelung ihren Vorteil voll ausspielen.
Auf eines wies Prof. Birkner noch hin: der Punkt Datenschutz sei in der Diskussion zu kurz gekommen. Datenschutz ist ein zentrales Thema, andernfalls wird die Akzeptanz gefährdet.
Die Online-Foren werden als Ersatz für den jährlichen HoE-Kongress Workshops durchgeführt. Im nächsten Forum geht es um das Thema „Vernetzte Konzepte für die Mobilität“.
*Das sogenannte „Submetering“ umfasst die verbrauchsabhängige Erfassung und Abrechnung von Heiz- und Wasserkosten innerhalb von Gebäuden sowie die Überlassung der dafür benötigten messtechnischen Ausstattung wie Heizkostenverteiler oder Wärme- und Wasserzähler.
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